Projekt Chibodia e.V. Motomedix: Medizinische Versorgung an Gesundheitsstationen in den Armenvierteln von Phnom Penh

Dank eines neuen Projektpartners kann der Verein Chibodia e.V. nun die Finanzierung der Gesundheitsstation selbstständig tragen.

Wir freuen uns, dass wir hier die Anschubfinanzierung gewährleisten konnten und somit dem Projekt mit auf die Beine helfen konnten.

Die Ein Zehntel Stiftung unterstützte 2016 bis 2018 in Zusammenarbeit mit dem Verein Chibodia e.V. die Versorgung einer Gesundheitsstation in den Armenvierteln von Pnom Penh (Kambodscha).

Der Verein Chibodia ´Friends for Children in Cambodia´ e.V. wurde 2006 in Gießen gegründet und unterstützt seitdem in 6 Projekten bis zu 450 Kinder in Kambodscha.

 

An vier Tagen pro Woche sind die Krankenstationen im Wechsel geöffnet. Hier können Erwachsene und Kinder aus den umliegenden Elendsvierteln und Mülldeponien kostenlos in unseren Gesundheits-Stationen untersucht und behandelt werden. 
Chibodia Motomedix ist vor Ort bei der neuen Müllkippe in den Räumlichkeiten der NGO COLT, an der Lakeside in der Räumlichkeiten der NGO EYC (Empowering Youth in Cambodia), sowie im Rahmen von mobilen Einsätzen in Oudong in den Räumlichkeiten der Chibodia Landschule.

 

Das Chibodia Motomedix – Team besteht aus zwei einheimischen Ärzten (Frauenärztin Dr. Panha und Allgemeinmediziner Dr. Prak) mit einem kambodschanischen Assistenten (Medizinstudent und MidwayHouse-Bewohner Seyha). Zusätzlich wird das Team häufig unterstützt durch deutsche Volontäre (Ärzte, Pflegekräfte, Rettungsassistenten, Medizinstudenten), die dem kambodschanischen Team mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Ziel und Zielgruppe des Projektes

Eine medizinische Grundversorgung ist für viele von uns eine Selbstverständlichkeit. Leider gibt es heutzutage aber immer noch Regionen, in denen dies nicht der Fall ist. In den Armutsvierteln rund um Phnom Penh, Kambodscha, leben viele Familien mit Ihren Kindern unter widrigen Umständen auf Müllkippen und in Slums. Genau dort, wo eine medizinische Versorgung besonders von Nöten ist, wird Chibodia Motomedix tätig. Motomedix versorgt die Slum-Bewohner mit professioneller, ärztlicher Hilfe. Da das Gelände gerade zur Regenzeit schwer passierbar ist, haben die Mitarbeiter geländefähige Motorräder, die es ihnen ermöglichen, auch unwegsames Gelände zu durchqueren.

 

Die Mission ist es, eine kostenlose medizinische Grundversorgung für Kinder zu bieten, die sonst keinen Zugang dazu hätten. Wir glauben, dass dies ein grundlegendes Menschenrecht ist und kostenlos zur Verfügung stehen sollte. Auch bieten wir für die Slumbewohner regelmäßige Workshops, damit sie lernen, ernsthafte Verletzungen oder Erkrankungen in Zukunft zu vermeiden und Symptome frühzeitig zu erkennen. Somit ist uns auch die Aufklärung und Schulung der Bevölkerung im Sinne einer maximalen Prävention von Krankheiten ein großes Anliegen.

Maßnahmen des Projektes

Die Ein Zehntel Stiftung unterstützt den Verein Chibodia e.V. um alle unsere medizinischen Leistungen komplett kostenfrei anbieten zu können: Diagnose, invasive und nicht-invasive medizinische Behandlung, Nachsorge und Prävention. Auch das Angebot einer Schwangerschaftsbegleitung inklusive Ultraschall. Bei schweren Fällen oder Operationen, die ambulant nicht durchgeführt werden können, arbeiten die Ärzte mit lokalen Kliniken in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh zusammen und wir finanzieren die Behandlung wenn nötig gemeinsam mit Chibodia.

Das Projektgebiet: Die Armenviertel rund um Phnom Penh

Im Index der menschlichen Entwicklung (HDI 2014) liegt Kambodscha auf Platz 143 von 188 Ländern und zählt damit zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Jahrzehnte lang von Kriegen zerrissen, heilen die Wunden nur langsam. Heute genießt das Land relative politische Stabilität, doch überall mangelt es am Nötigsten.
Der Massenmord der Roten Khmer, Mitte bis Ende der 70er Jahre an bis zu zwei Millionen gebildeten Landsleuten, immerhin ein Viertel der Bevölkerung, hat einen großen geistigen und seelischen Verlust verursacht. In Folge dessen musste die kambodschanische Gesellschaft ab den 1990er Jahren noch einmal neu beginnen: Institutionen waren zerschlagen, die Infrastruktur war zerstört, die wirtschaftliche Lage war desaströs, fast die gesamte geistige Elite des Landes war ermordet oder ins Exil vertrieben worden. Nach jahrelangen Konflikten waren die Kambodschaner  verarmt, schlecht gebildet und gesundheitlich extrem unterversorgt. Es gibt in Kambodscha auch heute noch extrem wenige Menschen, die über 50 Jahre alt sind, das Durchschnittsalter liegt bei 21,7 Jahren.
Bedenkt man all dies, sind die bereits erreichten Fortschritte eine beachtliche Entwicklung. In Kambodscha können hohe wirtschaftliche Wachstumsraten sowie Erfolge bei der Senkung der Kinder- und Müttersterblichkeitsrate verzeichnet werden. Auch bei der Bekämpfung von HIV/Aids und bei der Räumung von Landminen gibt es bemerkenswerte Fortschritte. 2003 lebte die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, 2016 sind es laut aktuellen Studien nur noch 13,5 Prozent.

Allerdings gibt es für viele Kambodschaner ein sehr großes Risiko, wieder in die Armut zurückzufallen. Eine aktuelle Studie der Weltbank hat gezeigt, dass schon Mehrausgaben von nur 0,30 US-Dollar pro Tag die Zahl der armen Kambodschaner verdoppeln würde. Das bedeutet zum Beispiel, dass schon eine einzige Krankheit oder Verletzung zur Armutsfalle für eine ganze Familie werden kann.

In der kambodschanischen Gesundheitsversorgung findet sich ein starkes Stadt-Land- sowie Reich-Arm-Gefälle. Für Menschen, die in Armut oder nahe an der Armutsgrenze leben, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen ist eine gute medizinische Versorgung häufig unerreichbar, da zu weit entfernt, zu teuer oder qualitativ zu schlecht. Diese Menschen möchten wir mit unserem Projekt Chibodia Motomedix erreichen.

Jeden Mittwoch ist die Motomedix–Klinik an der Lakeside School des EYC geöffnet. Zwischen Wellblechhütten auf Stelzen, unter denen sich Dreckwasser, Müll und alles andere sammelt, steht die Schule der Organisation EYC, ein dicht gedrängtes, aber solides und sauberes Gebäude. Bei Ankunft des Motomedix-Teams warten meist schon die Patienten und auch ein Medizinstudent, der freiwillig assistiert. Es gibt nur einen Untersuchungsraum, der sonst als Klassenzimmer genutzt wird. Außer dem Medikamentenschrank, der sich dauerhaft (abgeschlossen) in der Lakeside Schule befindet, bringt das Behandlungsteam alle Untersuchungsinstrumente mit.

Erwartete Wirkung des Projektes

Das Projekt Chibodia Motomedix besteht seit 2007 und wurde durchgängig durchgeführt. Das Projekt hat momentan kein Enddatum. Behandelt wird die lokale Bevölkerung in den Elendsvierteln und Müllhalden rund um Phnom Penh, die anderweitig keinen Zugang zu einer Gesundheitsversorgung haben. Vorrang bei der Behandlung haben Kinder, danach wird jeder behandelt, solange Material/ Medikamente reichen.
In 2014 konnten insgesamt gut 1800 Patienten behandelt werden, die ansonsten keinen Zugang zu einer qualitativ hochwertigen medizinischen Grundversorgung gehabt hätten.
85% des Budgets wurde für Behandlung und Medizin verwendet, der Rest entfiel auf Transportkosten und sonstiges (Miete/ Strom etc.). Somit gelingt es mit Motomedix ein Maximum an Patienten mit einem optimal verwalteten und eingesetzten Budget zu erreichen. Dieses Ziel haben wir uns auch für die Zukunft gesetzt.